Was verborgen ist - Impuls zur Weihnacht

Was verborgen ist - Impuls zur Weihnacht

Was verborgen ist - Impuls zur Weihnacht

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Was verborgen ist - Impuls zur Weihnacht

Wenn ein Meister ein Bild macht 

aus einem Stück Holz oder Stein, 

so trägt er das Bild nicht in das Holz hinein;

vielmehr schneidet er die Späne ab, 

die das Bild verborgen und verdeckt hatten. 

Er gibt dem Holz nichts, 

sondern entfernt das Äußere 

und lässt den Rost verschwinden,

und dann erglänzt, was darunter verborgen lag.  

Meister Eckhart

So schrieb der Theologe Meister Eckhart im späten Mittelalter. 

So vieles ist in diesen Zeiten noch verborgen. Wir wissen nicht, wohin es gehen wird mit unserer Welt und unserem Land. Mit dem Klima und all den Krisen in unserer Welt. Umbrüche und Unsicherheiten, wohin man auch sieht. 

Wie gut, dass wir Christenmenschen gerade in der Adventszeit schon ahnen können, was da verborgen ist. 

Wie der alte Holzschnitzer in Bethlehem, der in seinem über und über mit Holzstaub bedecktem Keller sitzt und aus Olivenholz wunderbare Krippen schnitzt. Feine Figuren, Ochs, Esel und Kamel. Maria und Josef und das Kind. Oder kleine Kreuze und Herzen, die der Hand schmeicheln - je nachdem, was da heraus will aus den alten Olivenholzstücken. Über ihm hängt ein kleine Ikone. Er ist Christ. Einer der wenigen, die noch in Bethlehem leben. Und er macht seine Arbeit aus vollem Herzen und gibt seinem Glauben und seiner Hoffnung Ausdruck. 

Im letzten Jahr am 6.Oktober 23 entstand dieses Bild, als wir ihn besuchen durften. Und er sitzt immer noch da und schnitzt - auch wenn über ihn manchmal Raketen fliegen. Ob er Angst hat? Um sein Leben und um seine Existenz? Gewiss. Aber er hat auch eine tiefe Hoffnung, dass es weiter gehen wird mit der Welt, dass Gott auf die Welt kommt und dass es Weihnachten werden wird. Und so schnitzt er einfach weiter, jeden Tag. Und wenn ihm etwas besonders gut gelungen ist, huscht ein Lächeln über sein verstaubtes Gesicht. 

Gern möchte ich einen Funken seiner Hoffnung weitertragen. Die Hoffnung darauf, dass das Verborgene unseres Glaubens endlich ans Licht kommen möge: Gottes Friedensreich für alle Menschen. 

Noch ist es unsichtbar. Das Kind noch im Bauch der Mutter geborgen. Wie in dem alten Lied: 

„Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen. Was trug Maria unter ihrem Herzen? Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen.“ Und doch ahnt der Dornwald schon, dass da etwas heranwächst und zum Vorschein kommen will. Denn weiter heißt es: „Da haben die Dornen Rosen getragen, als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria“ 

Hoffnung gegen allen Augenschein. Das ist die Botschaft der Weihnacht. Christliche Spinnerei mögen manche sagen. „Hoffnung trotzdem“ halte ich dagegen. Denn als hoffnungslose Realistin würde ich doch resignieren. Wir brauchen diese Hoffnung dringender denn je. Sie lässt uns Hand anlegen für eine bessere Welt. Für eine Welt voller Gerechtigkeit und Frieden. Das fängt meistens schon im Kleinen an, indem wir aufeinander achthaben in den Straßen, Häusern und Nachbarschaften. Indem wir im Gespräch bleiben, auch mit Menschen, die nicht meiner Meinung sind. Indem wir Hilfe leisten, wo sie nötig ist. Indem wir uns selber nicht so wichtig nehmen. Da haben die Dornen Rosen getragen. Da ist ein Vorschein des Lichtes aus dem Verborgenen. 

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffnungsvolles neues Jahr! 

Regine Klusmann 

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